Folge 4653

Schau mir gerade die Folge an und bin bei der Szene, in der Vincent mit Kim davonfährt : Ziel : Die Diamanten auf Königsbrunn.
Und ein Ansgar der Vincents Limousine hinterher rennt

Mittlerweile bin ich bei einem Punkt angekommen, wo mich die Überpräsenz Ansgars wirklich nur noch nervt.
Von den Müll, den der Volltroll nur noch verzapft oder sonst in irgendeiner Art und Weise von sich gibt, noch nicht mal mit inbegriffen

Hinzu kommt leider noch, daß das Schauspiel non WG mir nur noch unmotiviert vorkommt (kann ich ihm nicht verdenken), obwohl er eigentlich mehr drauf hat

Ansonsten fand ich die Beerdigungsszene sehr (schön) und würdevoll inszeniert

Bellandi: Obwohl ich dem Paar nix mehr abgewinnen kann, empfand ich es heute schon als Erholung zur Lahnstein-Sippe, obwohl nix spektakuläres dabei war.
Doch Charlie in ihrer Mutterrolle

Vorab: Ich habe diesen Text bereits an anderer Stelle gepostet, erlaube mir aber es jetzt auch hier zu tun, nicht zuletzt auf Grund der voran gegangen Lektüre.

Ich bin absolut begeistert von der Folge Verbotene Liebe (4653)!
Von der ganzen Folge? Nein natürlich nicht! Ich beziehe mich ausschließlich auf die Geschichte rund um den Charakter Ansgar von Lahnstein, gespielt von Wolfram Grandezka, der dieser Rolle Leben, Tiefe und Charisma verleiht!

Grandezka spielt in dieser Folge einen wirklich überzeugenden Ansgar, der zum einen mit seiner Trauer absolut alleine und ohne Beistand fertig werden muss, da sogar seine eigene Tochter in keiner Weise nachvollziehen, geschweige denn verstehen kann, warum ihr Vater Alexa so geliebt hat ( vom Rest der lieben Familie braucht er diesbezüglich ja eh nichts erwarten, außer geheucheltes Mitgefühl (siehe Elisabeth) aus Angst um ihre Positionen, da Ansgar durch Alexas Überschreibung der gesamte Familienbesitz gehört) und der sich zum anderen fragt, wie er nach all dem Horror, den er im vergangenen Jahr erlebt hat, überhaupt weiter machen soll.

Fast zwei Wochen lang hat er darüber nachgedacht, Pläne ent- und verworfen, wahrscheinlich in manchen Phasen mit, in anderen ohne Alkohol, hat sich Anregungen aus Zeitungsartikeln, Magazinen, Büchern und anderen Medien geholt und ist am Ende dieser Zeit zu dem Schluss gekommen: Er kann und will so nicht weiter machen („Nächstes Geschäft, nächste Frau, vielleicht noch ein paar Kinder“, wie er es Kim ja auch sagt) auch weil ihm das Risiko zu hoch erscheint, dass Vincent Berg auch ein drittes Mal dies alles zerstören könnte.
Die logische Konsequenz daraus für Ansgar: Er muss Berg ein für alle Male vernichten! Dies hat aber zur Folge, dass er selbst zum Mörder werden muss und er sich damit auf eine Stufe mit Berg stellen wird. Also auch zu „Abschaum“ wird, wie er es Berg gegenüber ja später auch betont. Somit ist die weitere notwendige „Konsequenz“ für ihn: Er muss die Welt auch von sich selbst befreien.

Nachdem er zu dieser Erkenntnis gekommen ist, geht er –seinem Wesen und Charakter entsprechend – gezielt, effektiv und kontrolliert ans Werk:
Er verfasst sein Testament, damit seine Kinder zumindest in seinem Sinne abgesichert sind, wenn er sie schon ihres Vaters berauben wird.

Dann versucht er, seine tiefen und extremen Emotionen und die Bilder in seinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen, in dem er sich in aller Gründlichkeit davon „reinwäscht“.

In dem Moment, in dem er danach seine Suite verlässt, versteinern seine Gesichtszüge regelrecht und bleiben in den folgenden Szenen auch so, es ist ihm all so zunächst gelungen sich unter Kontrolle zu bekommen.

Im nächsten Schritt sorgt er mit seiner Aussagekorrektur bei der Polizei dafür, dass er an Berg herankommen kann (Wobei Helmke – resignierend weil er ihn dabei erfahrungsgemäß noch nie aufhalten konnte- seine Absicht ja auch sofort durchschaut „er will es selbst zu Ende bringen“ und sich eine Zelle zum trauern suchen geht).

Danach besorgt Ansgar sich das Handwerkszeug, sprich die notwendige Waffe, um seinen Plan umsetzen zu können.
Dann passiert etwas, mit dem er offensichtlich nicht gerechnet hatte: Seine Tochter Kim beginnt zu durchschauen, was er vor hat – sie hat das ja immerhin auch schon ein Mal mitgemacht (und verhindert! An Evas Grab.). Sie stellt ihn zur Rede, sagt ihm auf den Kopf zu, dass sie glaubt, dass er sich töten will.
In dem Moment bricht die stoische Maske auf, er muss sich von ihr abwenden, damit sie nicht sieht, wie es in ihm aussieht. Er versucht, sie mit Worten zu beruhigen und streitet alles ab. Das gelingt ihm aber nicht! Kim kann man ansehen, dass sie ihm kein Wort glaubt, was dann auch ihr weiteres Handeln in der Folge mehr als deutlich und nachvollziehbar erklärt.

Ansgar schafft es offensichtlich, über Nacht seinen kurzen Kontrollverlust wieder in den Griff zu bekommen und agiert am nächsten Morgen weiter zielgerichtet nach seinem Plan, wieder mit stoischer Miene nach außen um das Brodeln im Inneren zu verdecken, denn sonst würde er seinen Plan wohlmöglich gefährden.

Er „holt“ Berg vom Gefängnis „ab“, lässt ihn wahrscheinlich nicht mehr aus den Augen und platziert schließlich präzise die Bombe in dessen Auto.

Selbst bei der folgenden Beerdigung Alexas schafft es Ansgar weitestgehend die stoische Miene beizubehalten, was ihm angesichts der Bilder die vor seinem inneren Auge erscheinen (und die wir dankenswerter Weise auch sehen dürfen) unermesslich schwer fällt. Aber ihm ist klar, dass er – im wahrsten Sinne des Wortes – die Zähne zusammenbeißen muss um nicht die Kontrolle zu verlieren, da er dann wahrscheinlich zusammenbrechen würde und seinen Plan nicht mehr konsequent weiterverfolgen könnte. Ein Wort sagt er nur während der ganzen Zeremonie: „Alexa“ (aufgrund der oben erwähnten zusammengebissenen Zähne eigentlich auch nur die ersten vier Buchstaben des Namens).
Dass Ansgar Berg am Grab schweren Herzens den Vortritt lässt, ist aus seiner Sicht auch klar: Die Situation könnte sonst eskalieren und seinen Plan gefährden.
Kim beobachtet ihren Vater in der Situation ganz genau und erkennt, wenn Ansgar sogar das zulässt, muss er wirklich zu allem entschlossen sein. Sie handelt konsequent, nutzt den Moment in dem Ansgar sie nicht sehen kann, um hinter seinem Rücken zu verschwinden und sich in seinem Auto zu verstecken. Sie hofft auf eine Möglichkeit, ihren Vater von Mord und Selbstmord abhalten zu können, wenn sie, ohne das er es ahnt bei ihm bleibt.

Nach dem er das Grab Alexas verlässt, ist Ansgar äußerlich wieder absolut beherrscht (nur zwei heftige Atemzüge lassen ahnen, wie schwer ihm das fallen muss) und er folgt Berg um seinen Plan umzusetzen.
In dem folgenden Gespräch macht Ansgar allerdings nicht nur Berg klar, dass er ihn und sich selbst töten will – auch Kim hört ihren Vater sagen, dass er sowohl Berg, als auch sich selbst für „Abschaum“ hält und „dass es für alle Beteiligten besser ist , wenn WIR die Bühne jetzt verlassen“.
Dass Ansgar nicht gemeinsam mit Berg in dessen Auto sterben will, er die Bombe wahrscheinlich aus seinem direkt hinter Bergs Wagen stehendem Porsche zünden will, (was bei der von Drago erwähnten Sprengkraft des Teils sicherlich beide hochgehen lassen würde) halte ich für nachvollziehbar. Ansgars Charakter würde es jedenfalls entsprechen (Spielernatur, Sportsgeist, kleine Hintertür offen lassen...)

Aber der Plan scheitert, beziehungsweise wird von Kim, die erstens alles mitbekommen hat und zweitens einfach anwesend ist, verhindert. Ihre bloße Anwesenheit schockiert ihren Vater dermaßen, dass er Berg aus den Augen lässt: Immerhin will er ja nicht auch zum Mörder an der eigenen Tochter werden.
Dass Berg die Situation nutzt, ist klar: Er dreht den Spieß um.

Oberflächlich gesehen kann einem die Aktion von Kim zwar dumm vorkommen, aber wer will es ihr ernsthaft verübeln, dass sie verhindern will, dass ihr Vater zum Mörder und Selbstmörder wird und sie zu allem Überfluss als Kollateralschaden auch noch sterben müsste? Immerhin hat sie ja vorher auch nicht wissen können, dass Papa seinen Plan via Bombe ausführen will und sie damit jetzt selbst bedroht ist.

Ganz spontan kommt ihr dann die Idee mit den Diamanten, um Berg von der Idee abzubringen, Ansgar und sie jetzt zu erschießen. Dieser lässt ja keinen Zweifel daran, beide töten zu wollen. Immerhin verhindert Kim dies und rettet so zumindest ihrem Vater - und sich selbst wahrscheinlich auch - das Leben.

Die totale Hilflosigkeit von Ansgar in dieser Situation finde ich auch genial dargestellt, vor allem das folgende Umschalten von einem Moment zum anderen: Gerade noch fatalistisch mit dem eigenen Leben abgeschlossen und zumindest äußerlich stoisch nur noch einem Plan folgend und nun das absolute Gegenteil: Hektisch, panisch, funktionieren ohne Plan, nicht mehr Leben vernichten, sondern jetzt Leben retten – vor allem das seiner Kinder, aber auch der restlichen Familie.


Nach der letzten Einstellung der Folge – Ansgars Bände sprechendem Blick – konnte ich es minutenlang gar nicht fassen, dass jetzt Schluss ist, und hatte das Gefühl, erst in 14 Tagen wieder Luft holen zu können.
Und genau so sollte es sein bei einem Cliffhanger!

Ich finde nicht nur die schauspielerische Leistung - vor allem von Wolfram Grandezka - aber auch von den anderen Beteiligten, grandios, sondern auch den dramatischen Aufbau der Geschichte, die perfekte Regie, die sehr gute Kameraführung, die Beleuchtung, die Musik (natürlich nur im TV und nicht das Mediathek-Gedudel), die bis ins kleinste Detail ausgetüftelte wunderbare Requisite (ohne die ich vielleicht nicht verstanden hätte, wie Ansgar die zwei Wochen wirklich in seiner Suite zugebracht hat), die perfekte Maske,(die Ansgar nach diesen zwei Wochen so fantastisch ungesund blass wirken ließ) und, und, und...

DAS alles hatte wirklich nichts mehr mit dem zu tun, was man in der Regel beim Genre „Soap“ erwartet, DAS alles war große Filmkunst. Danke an alle beteiligten Künstler!


Da es aber nie ganz ohne Kritik geht im Leben - hier noch eine kleine Randnotiz mit Augenzwinkern:

Wirklich unlogisch ist für mich ist in der ganzen Geschichte nur Folgendes:
Ansgars neue Aussage kann unmöglich zur sofortigen Freilassung von Berg führen, da bei einem Kapitalverbrechen seitens der Staatsanwaltschaft ermittelt werden muss!

Zum anderen frage ich mich –bin aber froh, dass es anders kam: Warum lässt sich Berg auf die Diamantenstory überhaupt ein? Und das auch noch, ohne zumindest Ansgar vorher zu erschießen? Erstens hat Berg ja wohl noch seine Milliarden, zweitens kann es ihm bei seinem Alter egal sein ob er für zwei oder für drei Morde eingebuchtet wird (bei einer Verhaftung und Verurteilung würde er wohl seine Entlassung nicht mehr erleben), drittens er hat schon zwei Mal auf Ansgar gezielt und abgedrückt, warum soll er jetzt auf ein Mal Skrupel haben? Wenn er wirklich so heiß auf die Diamanten wäre, würde Kim die Steinchen wohl auch noch rausrücken, wenn sie „nur“ noch ihr eigenes Leben damit retten könnte. (Natürlich hätte er dann aufpassen müssen, dass sie ihm nicht zum dritten Mal „den Spaß“ verdirbt...)

matou, ich schließe mich wirklich gern deiner ziemlich perfekten Analyse der Ansgar-Storyline in dieser Folge an. Mir ist auch erst beim dritten oder vierten Mal schauen der Zettel aufgefallen, der am Anfang neben Ansgar in der Chaos-Suite liegt - wo er offensichtlich schon versucht hat, einen Weg zu finden, Berg ein für allemal auszuschalten. Er hat sich also anscheinend eben nicht nur sinnlos betrunken, um seinen Schmerz zu betäuben, sondern wirklich einen Weg gesucht, das ganze zu beenden.

Was Ansgar und Kim angeht, hoffe ich eigentlich noch auf eine Szene, wo sie sich mal aussprechen, denn so sehr ich ihre Sorge um Ansgar auch nachvollziehen kann, geht mir ihre selbstsüchtige und unreife Kälte Alexa gegenüber auf den Senkel. Auch wenn sie es nicht verstehen kann, ihr Vater hat Alexa geliebt - und das hatte verdammt noch mal seine Gründe - und Alexa hat Ansgar geliebt und ihm auch nicht nur einmal das Leben gerettet - am Ende ist sie sogar für ihn gestorben (auch wenn das nicht der einzige Grund war, warum sie dazwischen gegangen ist). Das hätte ein Mindestmaß an Respekt verdient.

clyde, ich bin mehr oder weniger gerade durch mit der Liebesgeschichte zwischen Ansgar und Eva und vielleicht ist es genau dieses unsägliche Klischee der "heiligen Hure" und die damit verbundene "reine Liebe", mit der ich so gar nichts anfangen kann.

Da finde ich die sich so unerwartet und doch konsequent entwickelten Gefühle zwischen den "Todfeinden" Alexa und Ansgar um ein Vielfaches spannender. Gerade weil es so war, dass nicht die Liebe an sich zwischen ihnen das (selbst)zerstörerische Moment war, sondern das Nicht-Zulassen, der Versuch, es immer und immer wieder wegzuschieben und zu unterdrücken - das hat sie beide fast kaputt gemacht. Mag sein, dass es am Anfang eine Mischung aus Stockholm-Syndrom, projizierter Vater- bzw. Tochterliebe und der Versuch, sich gegenseitig auszunutzen, war, aber irgendwann war es eben sehr viel mehr und stärker als Vernunft und "dem, was sein darf".

Ich finde die Erinnerungen von Ansgar während der Beerdigung zum einen wunderschöne Bilder und zum anderen hatte ich da das Gefühl, dass sie wirklich beieinander angekommen sind und ich kann mich nicht erinnern, dass es vorher so friedliche Szenen zwischen ihnen gab.

@Clyde

Tja, so unterschiedlich ist die Sichtweise der Betrachter!

Ich konnte gerade mit Ansgars „reiner Liebe“ zu Eva nur sehr wenig anfangen. Die Geschichte war mir –sorry – in weiten Teilen einfach ein wenig zu platt. Mit Sicherheit hatte das bei mir auch etwas mit der Leistung der Schauspielerin zu tun, wobei ich Franziska Kruse nicht zu nahe treten will – aber sie ist mit der Rolle ja auch ins „kalte Wasser gesprungen“ als Anfängerin in der Branche.

Die ganze Ansgar/Alexa-Story ist für mich dagegen – spätestens seit der Entführung nach der Phase in der brennenden Waldhütte absolut fantastisch gemacht. Sowohl von der Handlung als auch von der filmischen Umsetzung (Kanalisation, Pathologie, LCL-Dach, Tunnel, etc.) und der schauspielerischen Leistung von W.G. und H.F. und B.R. fällt diese Geschichte allerdings komplett aus dem „Rahmen“ einer Soap.

Das ist in weiten Strecken klassisches Drama und Filmkunst vom Feinsten: Wie in der Aristotelischen Tragödie soll der Protagonist (hier Ansgar) Sympathie hervorrufen, darf also weder zu gut noch zu schlecht sein, sondern er muss mehr leiden als er verdient. Die klassische „Harmatia“ (ein Begriff, der das Fehlverhalten des Protagonisten bezeichnet, das die tragische Katastrophe herbeiführt und auf der Fehleinschätzung einer außergewöhnlichen Situation beruht, durch das dieser ohne eigenes willentliches Zutun ins Unglück gerät) ist in der Geschichte immer wieder und mit dramaturgisch stetiger Steigerung umgesetzt.

Gerade die Duplizität der Ereignisse – der Antagonist (hier Vincent Berg) erschießt zum zweiten Mal beim Versuch den Protagonisten zu töten (versehentlich) dessen Geliebte und steigert dadurch sowohl die Tragik des Protagonisten, als auch seine eigene (da es sich ja um seine Tochter handelt.) – ist ein klassisches, dramaturgisches Stilelement, nicht nur in der Antike eingesetzt, sondern auch von Shakespeare, Hitchcock, etc. . Den VL-Autoren DAFÜR also Einfallslosigkeit vor zu werfen (wie vieler Orts geschrieben) ist für mich gelinde gesagt ein Zeichen hochgradiger fachlicher Unkenntnis.

Das Problem bei der ganzen Sache ist in meinen Augen, dass die Ansgar/Alexa/Vincent-Story in weiten Teilen einfach nicht mehr in die Soap VL passt. Ich hatte in den vergangenen Monaten - überspitzt gesagt - ständig das Gefühl innerhalb einer Folge zwischen einem Shakespeare-Drama, Rosamunde Pilcher und einem billigen Klamauk-Filmchen hin-und her geworfen zu werden!
Besonders deutlich war das für mich in den ersten zwei Weekly-Folgen: Die Tunnel-, Krankenhaus- und Hotel-Szenen (natürlich nicht die Blanco-Szene) fand ich überwiegend dramaturgisch und filmisch sehr gut, mit den Tim/Becci- und Kimilio-Szenen konnte ich einfach nichts anfangen und richtig grottenschlecht gemacht (aus vielen Gründen) fand ich die Tiefgaragen-Szene.

@ nike
Du sprichst mir weitestgehend aus der Seele!

Wenn Du die Szene in der Chaos-Suite noch ein fünftes oder sechstes Mal anschaust, fallen Dir sicher noch mehr Dinge als der Zettel auf, die meine These belegen.

Was Du über das respektlose und unreife Verhalten des Kimgörs bzgl. Alexa schreibst, kann ich nur voll und ganz unterschreiben. Mir ging es nur darum, ihr Verhalten im Zusammenhang mit ihrer Sorge um Ansgar nachvollziehbar aufzuzeigen.

Auch Deine Worte von den „konsequent entwickelten Gefühlen“ zwischen den ursprünglichen "Todfeinden" Alexa und Ansgar bis zu der Einschätzung von Ansgars Erinnerungen bei der Beerdigung haben mir vom ersten bis zum letzten Buchstaben sehr gut gefallen.

Zitat von matou

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Die ganze Ansgar/Alexa-Story ist für mich dagegen – spätestens seit der Entführung nach der Phase in der brennenden Waldhütte absolut fantastisch gemacht. Sowohl von der Handlung als auch von der filmischen Umsetzung (Kanalisation, Pathologie, LCL-Dach, Tunnel, etc.) und der schauspielerischen Leistung von W.G. und H.F. und B.R. fällt diese Geschichte allerdings komplett aus dem „Rahmen“ einer Soap.

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Das Problem bei der ganzen Sache ist in meinen Augen, dass die Ansgar/Alexa/Vincent-Story in weiten Teilen einfach nicht mehr in die Soap VL passt. Ich hatte in den vergangenen Monaten - überspitzt gesagt - ständig das Gefühl innerhalb einer Folge zwischen einem Shakespeare-Drama, Rosamunde Pilcher und einem billigen Klamauk-Filmchen hin-und her geworfen zu werden!

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Dem kann ich mich wirklich komplett anschließen. Deswegen ist es auch wesentlich erträglicher, die Alexa/Ansgar/Vincent-Story zu schauen, wenn man sich von all dem anderen "befreit" - sprich, das Schnittprogramm anschmeißt und es auf das Wesentliche konzentriert. Dass das allerdings dem Konzept einer Soap widerspricht, wo eben - zumindest in der Daily Soap - drei Handlungsstränge gleichgewichtet werden, ist dann auch klar.

Für mich haben die Autoren mit Alexa und Ansgar einen echten Glückstreffer gelandet, der nicht unwesentlich vom fantastischen Spiel der Darsteller unterstützt wurde und sie haben in der Bedingungslosigkeit, wie sie es jetzt zuende erzählen, auch Mut bewiesen. Ich bezweifle aber auch nicht, dass das für den "normalen Soapzuschauer" verloren geht, schon deshalb, weil den meisten die Grundzüge der antiken Tragödie und die Abwandlungen, die sich dann eben bei Shakepeare, Hitchcock etc. finden, schlicht weg nicht bekannt sind und man deshalb nur das "Oh, die stirbt genau wie Eva, wie langweilig" sieht. Kann man aber niemandem zum Vorwurf machen, die meisten Zuschauer wollen halt einfach nur unterhalten werden.

Dass die Story jedoch um so interessanter und vielschichtiger wird, je mehr man selbst die Strukturen aus der antiken Literatur und seine Abwandlungen erkennt und daher ein bisschen "tiefer" blickt, ist für mich ein ganz entscheidender und spannender Punkt. Ich verlege die Diskussion über die Story daher mal in den Alexgar-Thread.

Liebe Clyde,

mir geht es hier keinesfalls darum, persönliches Gefallen oder Nicht-Gefallen von VL oder VL-Szenen zu bewerten, geschweige denn zu kritisieren.

Mit meinem Statement:
"Gerade die Duplizität der Ereignisse ... ist ein klassisches, dramaturgisches Stilelement... Den VL-Autoren DAFÜR also Einfallslosigkeit vor zu werfen (wie vieler Orts geschrieben) ist für mich gelinde gesagt ein Zeichen hochgradiger fachlicher Unkenntnis."
ging es mir lediglich darum, die Autoren (in diesem Fall) vor nicht fundierten Unterstellungen in Schutz zu nehmen, und nicht darum, ob einem dieses Stilmittel in dem speziellen Fall (Eva/Alexa) nun gefällt oder nicht.

Du hattest dies in Deinem Kommentar ja auch gar nicht getan:

Zitat von clyde

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Als man Alexa genauso hat sterben lassen wie Eva war bei mir irgendwo der Ofen aus.

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Daher verstehe ich Deinen letzten Beitrag nicht so ganz.

Zitat von bonnie

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Die Frage ist ob ein klassisches dramaturgisches Stilelement so geeigent für eine Vorabend-Serie ist.

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Tja Bonnie, das sehe ich ja genauso. Deshalb hatte ich ja auch geschrieben:

Zitat von matou

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Sowohl von der Handlung als auch von der filmischen Umsetzung (Kanalisation, Pathologie, LCL-Dach, Tunnel, etc.) und der schauspielerischen Leistung von W.G. und H.F. und B.R. fällt diese Geschichte allerdings komplett aus dem „Rahmen“ einer Soap...
...
Das Problem bei der ganzen Sache ist in meinen Augen, dass die Ansgar/Alexa/Vincent-Story in weiten Teilen einfach nicht mehr in die Soap VL passt. Ich hatte in den vergangenen Monaten - überspitzt gesagt - ständig das Gefühl innerhalb einer Folge zwischen einem Shakespeare-Drama, Rosamunde Pilcher und einem billigen Klamauk-Filmchen hin-und her geworfen zu werden!

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Zitat von schweizerkaese

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... siehe Ansgar und Nathalie, das war für mich Liebe, aber trotzdem wurde eben bei Ansgar der für ihn so typische Konflikt ausgetragen. Die Firma, sein Erbe geht über alles. Wenn er es damals für seine große Liebe Nathalie nicht geschafft hat, aufzugeben, warum dann gleich einfach mal schnell so hintereinander für zwei Frauen, denen ich die große Liebe nicht abnehmen konnte?

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Tja, Menschen - und im besten Fall auch fiktive Charaktere - entwickeln sich eben weiter...

Aber jetzt im Ernst, bei dem endgültigen Ende der Beziehung mit Nathalie (von ihr ausgehend) ging es Ansgar doch offenbar in erster Linie um Hannes und nur sekundär um Firma und Erbe. Er musste sich doch auch noch nach der Hochzeit (Stichworte: Erpressung, Nathalies Freiheit ) auf Tanjas perverses Ehespielchen einlassen, da sonst wieder der Entzug des Sorgerechts für Hannes drohte.

Und was das zwei-Mal-hintereinander-Firma-und-Erbe-aufgeben betrifft: Wenn man sich ein Mal zu etwas durchgerungen hat, fällt es doch bekanntlich nicht mehr so schwer, die gleiche Entscheidung noch ein Mal zu treffen.

Zitat von matou

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Das ist in weiten Strecken klassisches Drama und Filmkunst vom Feinsten: Wie in der Aristotelischen Tragödie soll der Protagonist (hier Ansgar) Sympathie hervorrufen, darf also weder zu gut noch zu schlecht sein, sondern er muss mehr leiden als er verdient. Die klassische „Harmatia“ (ein Begriff, der das Fehlverhalten des Protagonisten bezeichnet, das die tragische Katastrophe herbeiführt und auf der Fehleinschätzung einer außergewöhnlichen Situation beruht, durch das dieser ohne eigenes willentliches Zutun ins Unglück gerät) ist in der Geschichte immer wieder und mit dramaturgisch stetiger Steigerung umgesetzt.

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Frage: Wenn sich jemand so etwas anschauen will, welchen Sender schaltet er ein? Die ARD oder doch ARTE oder 3Sat, wann wurde das letzte Theaterstück oder gar eine Oper bei der ARD übertragen?
Gabs damals überhaupt schon Serien, geschweige denn Dailys? Denn nur dann liese sich dies übertragen. Gabs damals nicht eigentlich hauptsächlich Theater und wurden damals nicht auch sämtliche Rollen auch Frauenrollen von Männern gespielt?
Jede Zeit und Epoche hat ihre eigenen Stilmittel und Dramaturgien ob dies ausgerechnet für eine neuzeitliche Dialy geeignet ist, wohl eher nicht.
Sowas wäre wohl besser bei einer Produktionen eines Films für Sender wie ARTE oder 3Sat aufgehoben, ist aber völlig ungeignet für die Hauptsender, geschweige den für eine Serie jeglicher Art, noch dazu ne Dialy, für ein Film oder eben Theater da schon, aber eben Serie ist kein Film und auch kein Theater, dass ist ein anderes Genre mit völlig anderen Zuschauern und somit auch völlig anderen Zuschauerinterressen und Zuschauerwünschen, wie auch völlig anderen Gründen warum es geschaut wird.
Wenn ein Schüler so ein Aufsatz abliefern wurde, wurde drunter stehen "Thema verfehlt Note 5", wenn eine Textinterpretation gewünscht ist, kann man keine Erörterung abliefern, aber genau dass haben die Macher von VL hier getan.
Zum Schluß noch eine Frage: Wer hat die Produktion beauftragt, wer hat für die Produktion bezahlt, steht da irgendwo ARTE oder 3Sat, wäre mir ehrlich gesagt neu, aber ich laß mich gerne eines besseren belehren.

Es gibt Leute, die gucken Filme, Serien und Theater, haben aber dennoch unterschiedliche Ansprüche an die verschiedenen Genres. Manches wirkt allein schon vom Format her anders, da muss es kein gänzlich anderer Zuschauer mit gänzlich anderem Geschmack sein: Ob da z.B. etwas kompakt in einem Film von 90-120 Minuten geschieht, oder in einem Theaterstück mit der selben Zeit, durch Bühnenbild relativ beschränktem Ort und evtl. noch Pausen, oder ob das geschieht in einer Serie, zwar jeweils immer 30-50 Minuten pro Folge, aber ausgedehnt auf mehrere Monate. Das ist vom Seherlebnis her schon anders. Vielleicht ist so was komplett Tragisches in einem Theaterstück oder einem Film auch anders zu verdauen, als wenn es sich über Monate und Jahre so erstreckt in Sehzeit (nicht Zeit, die im Stück vergeht).
Und gute Dramen etc. finde ich auch wesentlich besser gemacht als VL mit diesem "Alexgargedöns" oder auch Evgar.

Ich persönlich finde es nicht verkehrt, wenn auch Soaps mal die eingefahrenen Wege verlassen und die normalen Erzählstrukturen und das seichte Allerlei aufbrechen. Und wenn man sich eben dann entscheidet, mal ein klassische Tragödie zu inszenieren, dann kann das durchaus spannend sein - und gerade in einer Daily Soap (ich spreche ausdrücklich nicht von der VL-Weekly!) hat der Zuschauer ja auch immer noch die Auswahl bei anderen Paaren/Stories, denn genau dafür sind ja die drei Handlungsstränge da, damit für jeden was dabei ist. Kritisch wird es aber genau dann, wenn auch diese anderen Geschichten die Zuschauer nicht mehr erreichen.

Eva/Ansgar war mMn ganz typische Soap und es hat mich zu Tode gelangweilt. Alexa/Ansgar ist anders und doch auch irgendwo typisch Soap und eine der besten "verbotenen Lieben" der letzten Jahre. Zwei "Todfeinde" verlieben sich ineinander - ich find' es spannend, gerade auch weil man ihnen die Zeit, die Gespräche und die psychologischen Mechanismen gibt, die von den Darstellern super umgesetzt werden. Das ging mit dem "Kammerspiel" während der Entführung los und gerade diese 1-zu-1-Szenen zwischen Alexa und Ansgar sind es, die diese Geschichte so grandios machen, weil die Chemie stimmt, weil sie Präsenz haben und absolut auf Augenhöhe sind.

Für die Weekly hat man sich nun offensichtlich auf die Lahnsteins und auch auf Alexa/Ansgar konzentriert, was aber durchaus verständlich ist. Zum einen musste man diese Geschichte zu Ende bringen nachdem man Papa Berg hat wieder auferstehen lassen und zum anderen sind die Anforderungen an eine Weekly grundlegend anders. Ich persönlich finde sie durchaus gelungen, auch wenn es mit der "alten VL" nicht mehr viel zu tun hat.